Die Historie Oettingens
Die erste schriftliche Nennung Oettingens stammt aus dem 9. Jahrhundert. Seit 1141 war der Ort Sitz der Grafen und späteren Fürsten von Oettingen. Sie bauten ihren Herrschaftsmittelpunkt aus und legten neben der Burg eine Marktsiedlung an. Bereits im 13. Jahrhundert ist die Stadt ummauert, bis heute ist die Stadtmauer auf weite Strecken – allerdings ohne Wehrgang – erhalten.
Die Vergangenheit als Haupt- und Residenzstadt eines eigenständigen Landes prägt die Stadt bis heute. Seit Anfang des 15. Jahrhunderts war Oettingen sogar zwischen zwei herrschaftlichen Linien aufgeteilt. Als sich 1539 die Linie Oettingen-Oettingen der Reformation anschloss, wurde die herrschaftliche Aufteilung durch die konfessionelle zusätzlich vertieft.
Als bi-konfessionelle Residenzstadt entwickelte Oettingen seine historische Besonderheit (im Heimatmuseum in einer eigenen Abteilung zu sehen). St. Jakob wurde evangelische Pfarrkirche, die 1563 gegründete Lateinschule (heute Albrecht-Ernst-Gymnasium) bildete den einheimischen Nachwuchs für die Oettingische Landeskirche und den fürstlichen Hof aus. Die ursprüngliche Wallfahrtskirche St. Sebastian wurde katholische Pfarrkirche. Die Pfarrei wurde von 1641 bis 1782 von Jesuiten betreut, die auch die Sebastians-Wallfahrt zeitweise zu großer Blüte brachten.
Neben den christlichen Gemeinden waren hier seit dem Mittelalter Juden ansässig. Seit dem 17. Jahrhundert wuchs die Oettinger Judengemeinde stetig an, die Stadt war Sitz eines Rabbinats. Der jüdische Friedhof (1851) liegt im Norden der Stadt.
Das Stadtbild ist durch die Bautätigkeit der Barockzeit geprägt. Als landesherrliche Residenzstadt verfügte die Stadt über zahlreiche repräsentative Gebäude, darunter zwei Schlösser, und mehrere zentralörtliche Einrichtungen.
Mit der Mediatisierung 1806 verlor Oettingen seine Stellung als Hauptstadt eines eigenen Fürstentums und wurde dem Königreich Bayern einverleibt.
Wirtschaftlich blieb die Stadt jahrhundertelang vom Handwerk und der zentralen Bedeutung für das Umland geprägt. Trotz des frühen Eisenbahnanschlusses 1849 entwickelte sich bis zum 2. Weltkrieg nur ein wirklich großer Betrieb: Die Orgelbaufirma Steinmeyer, deren Instrumente in die ganze Welt geliefert wurden.
Inzwischen haben sich mit der Ansiedlung von Gewerbebetrieben und der Anlage umfangreicher Baugebiete erhebliche Wandlungen vollzogen. Dank der Eingemeindung neuer Ortsteile und der Gründung der Verwaltungsgemeinschaft Oettingen hat die Stadt ihre Bedeutung als Verwaltungssitz behauptet. Mit dem Heimatmuseum, der Volkshochschule, den Residenzkonzerten und vielem mehr hält die Stadt Oettingen ein eindrucksvolles Kulturangebot bereit.
Die „Krone“
Im Herzen der Stadt, am Marktplatz liegt das eindrucksvolle Fachwerkgebäude der „Krone“. Es stammt aus dem ersten Drittel des 15. Jahrhunderts: Dendrochronologische Untersuchungen an den Balken der Dachkonstruktion ergaben eine Datierung in das Jahr 1424/25. Die Krone ist damit älter als das Rathaus, mit dessen Bau offensichtlich erst nach Fertigstellung des Nachbargebäudes Krone begonnen wurde. Der Dachraum diente der Lagerung, die drei geräumigen Fruchtböden boten viel Platz. Heute ist die Konstruktion des Kehlbalkendaches mit zweifach liegendem Stuhl eine architektonische Seltenheit und für Bauforscher von hohem Wert.
Vermutlich war das Haus von Beginn an ein Gasthaus. Schriftlich nachweisen lassen sich die Besitzer erst seit 1548, das aber lückenlos. Die Wirtschaft verfügte in gräflichen und fürstlichen Zeiten über Weinschank- und Braugerechtigkeit. Zwei Weinkeller und ein Bierkeller gehörten vor Jahrhunderten bereits zum Anwesen. Außerdem gab es geräumige Stallungen für Rinder und Pferdestallungen für 50 Pferde. Die Krone war noch im 18. Jahrhundert die angesagte Unterkunft für auswärtige und höherstehende Gäste. Hier fanden auch vornehme Veranstaltungen statt wie Bälle, Theatervorführungen und Konzerte.
Von 1886 bis 1924 gehörte das Anwesen dem Fürstlichen Haus. Die fürstliche Brauereiverwaltung ließ im Kronengarten eine Kegelbahn und einen Saal errichten. Der Garten selbst war nach Einfüllung eines Teils des nassen Grabens in der Zeit um 1800 angelegt worden. Die Kronenwirtschaft wurde von Pächtern betrieben, die häufig wechselten.
So blieb es auch, als die Stadt Oettingen das Anwesen 1924 käuflich erwarb. Die Stadt ließ dann 1928 den heute noch existierenden Kronensaal (unter teilweisem Einbezug des Vorgängerbaus) errichten. Er ist architekturgeschichtlich ebenfalls eine Besonderheit: Seine freitragende Decke entstand in der sogenannten „Zollinger“-Bauweise, einer speziellen Rauten-Lamellen-Konstruktion. Etwa zur Erbauungszeit des neuen Kronensaals wurde auch der Zwischenbau zwischen Saal und Wirtschaft – den es heute so nicht mehr gibt – baulich umgestaltet und zur städtischen Berufsschule umgebaut; bis in die 1970er Jahre waren hier verschiedene Schulklassen untergebracht. Die Stadt ließ die Gastwirtschaft weiter über Pächter führen, allerdings wurden auch immer mehr Mieter im Haus untergebracht, bis 1954 auch das Erdgeschoss umgenutzt wurde: Hier zog ein Notariat ein. Die Wirtschaft war geschlossen worden.
In den 1970er Jahren erfolgte eine bauliche Modernisierung des gesamten Komplexes einschließlich der inzwischen nicht mehr genutzten Schule und 1977 wurde das nunmehrige Hotel Krone eröffnet. Verpachtet an die Paulaner Brauerei und von deren jeweiligem „Unterpächter“ betrieben, wechselten diese in zunehmend kürzeren Abständen. 1999 übernahm die Familie Seebauer das Hotel und erwarb das Anwesen im Jahr 2003. 2017 erfolgte eine „Nutzungsuntersagung“ aufgrund der festgestellten gravierenden Verformungen des Dachtragwerks und eine Notsicherung wurde vorgenommen. Im Jahr 2020 erwarb die Stadt Oettingen das Anwesen zurück und entwickelte ein neues Nutzungskonzept. Die Krone wurde dann als nationales Projekt des Städtebaus in ein bundesweites Förderprogramm aufgenommen und unter Einbeziehung des ehemaligen Zwischenbaus und weiterer ehemaliger Stadel an der Stadtmauer zu einem Hotel ertüchtigt.